Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV) hat ein Positionspapier zur Reform der Kirchensteuer veröffentlicht. Darin betont der Verband die Notwendigkeit einer Anpassung, um den Anliegen der Gläubigen gerecht zu werden.
Die derzeitige Struktur der Kirchensteuer entspreche nicht mehr der Lebenswirklichkeit. In einer sich wandelnden säkularen Gesellschaft sei ein überarbeiteter Ansatz notwendig, insbesondere vor dem Hintergrund von über 550.000 Kirchenaustritten allein in 2023. Die AGV sieht verschiedene Gründe für diese Entwicklung. Interessant sei aber, dass rund zwei Drittel der „ehemaligen Kirchenmitglieder“ die Kirchensteuerpflicht als Austrittsgrund nennen, während nur 48 Prozent keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben habe. Zudem würden 90 Prozent die Kirche nicht mehr finanziell unterstützen wollen.
Die Tatsache, dass in Deutschland der Verzicht auf die Kirchensteuer mit einem Kirchenaustritt und kirchenrechtlichen Sanktionen verbunden sei, führe dazu, dass die Sakramente, die wichtige Glaubensereignisse im Leben darstellen, nicht mehr empfangen werden können. Es entstehe der Eindruck, dass die katholische Kirche diese Menschen ablehne, obwohl diese oftmals weiterhin an ihrem Glauben festhalten würden.
„Vor allem die jüngere Generation der Kirchenmitglieder entfremdet sich zunehmend von der Kirche und wendet sich ab“, sagt AGV-Vorsitzender Fabio Crynen. Eine Reform des Finanzierungssystems sei daher zwingend notwendig. Auf dem Feldberg verabschiedeten die katholischen Studentenverbände deshalb ein Papier zur Kirchensteuer, in dem sie ein Modell nach italienischem Vorbild fordern. Dort wird für kulturelle, religiöse oder soziale Einrichtungen ein Teil der Einkommenssteuer aller Bürger durch den Staat eingetrieben. Dem Steuerpflichtigen wird die Wahl gelassen, wer dann Nutznießer dieser Abgabe sein soll. Es sei klar, dass diese Systeme in Deutschland so nicht identisch umsetzbar und mit erheblichen Kraftanstrengungen der Kirche verbunden seien. Die Studenten versprechen sich davon jedoch einen Beitrag zur Akzeptanz für Abgaben an die Kirche in der Bevölkerung zu leisten und die Zahlen der Kirchenaustritte abzufedern.
Es sei wichtig anzumerken, dass Einrichtungen wie Altenheime und Kindergärten bereits zu 90% vom Staat refinanziert werden, wodurch der Einfluss der Kirchensteuer hier begrenzt sei. Die Hauptaufgabe der Kirchen läge zudem nicht primär in der Wahrnehmung staatlicher Interessen.
Der designierte Vorsitzende Philipp van Gels bekräftigt die Forderung der Studenten: „Wir als AGV sind überzeugt, dass eine stärkere Beteiligung der Gläubigen und mehr Transparenz zu einer höheren Akzeptanz für kirchliche Beiträge führen wird.“
Die AGV lädt alle Interessengruppen und kirchlichen Entscheidungsträger ein, gemeinsam an einer zukunftsweisenden Lösung zu arbeiten. Der Verband bekräftigt sein Bekenntnis zur Kirche und unterstreicht, dass die angestrebte Reform im Sinne einer transparenten Finanzierung dazu beitragen wird, die Mission und die Werte der Kirche aufrechtzuerhalten.
Für weitere Informationen oder Interviewanfragen steht der Vorstand der AGV gerne zur Verfügung.

Hier geht es zur Stellungnahme „Für eine Reform der Kirchensteuer!“